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Das Knabenschiessen |
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Bildtext | Das Knabenschiessen im 18. Jahrhundert | ||
Bildquelle | Zürcher Wochen-Chronik aus dem Jahre 1912 | ||
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Das Knabenschiessen
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Bildtext | Der altehrwürdige Schützenstand im Zürcher Albisgüetli | ||
Bildquelle | Ansichtskarte | ||
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Aus den Anfängen des KnabenschiessensDiesen interessanten Text zur Geschichte des Knabenschiessens, verfasst von Herrn Ehrenobmann Rolf Siegenthaler, konnten wir der Pressemitteilung vom 10. September 2005 entnehmen. Ursprünglich war das Zürcher Knabenschiessen ein offizieller Anlass des eidgenössischen Standes Zürich. Er diente hauptsächlich der militärischen Ausbildung der Zürcher Knaben. Nach der Helvetik und der Gründung des Bundesstaates übernahm die Stadt Zürich die Organisation und Durchführung des Anlasses. Als im Jahr 1893 in einer denkwürdigen Abstimmung die Eingemeindung der umliegenden Nachbargemeinden beschlossen wurde, erachtete es der Stadtrat als unmöglich, das Knabenschiessen weiterhin zentral durchzuführen. Er beschloss deshalb am 13. Mai 1893 anstelle des Knabenschiessens quartierweise dezentralisierte Jugendsportanlässe durchzuführen. Weil dieses Vorhaben bei der Bevölkerung keinen Anklang fand, wurde bis 1899 kein Knabenschiessen und auch kein Jugendsportanlass durchgeführt. Mit dem Neubau der Schiessanlage Albisgütli, die 1898 eingeweiht werden konnte, sahen die Verantwortlichen der Schützengesellschaft der Stadt Zürich die Möglichkeit, die Tradition des Zürcher Knabenschiessens wieder aufzunehmen. In einem Gesuch an den Stadtrat wurde die Wiedereinführung des Knabenschiessens beantragt. Ein wichtiger Grund für diesen Entscheid war auch die prekäre Finanzlage der Gesellschaft. Mit der Durchführung eines eidgenössischen und kantonalen Schützenfests und mit dem Knabenschiessen sollten die hohen Investitionen der neuen Schiessanlage finanziert werden. Der Stadtrat beurteilte das Gesuch positiv, war aber nicht mehr bereit, das Fest selber zu organisieren und durchzuführen. Deshalb wurde beschlossen, der Schützengesellschaft die Organisationsverantwortung zu übertragen, wobei die Stadt lediglich eine Vertretung im Organisationskomitee beanspruchte. Zudem bezahlte die Stadt pro Teilnehmer einen Beitrag von 50 Rappen und übernahm die Kosten für die Medaillen und das Bankett vom Montag. Zwar hatte der Stadtrat die Befürchtung geäussert, bei der grossen Zahl der zu erwartenden Teilnehmer infolge der Zunahme der Stadtbevölkerung und wegen des weitab von der Stadt liegenden Festortes werde es der Schützengesellschaft nicht gelingen, dem Fest die Intimität und Volksnähe der früheren Anlässe zu sichern. Diese Bedenken waren unbegründet, denn das wieder erstandene Knabenschiessen war ein gewaltiger Erfolg. 2'090 Knaben nahmen teil und die Feststimmung war mindestens so gut, wie in den alten Zeiten. Quellenangabe für den gesamten Text: Medienmitteilung vom 10. September 2005
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Das Knabenschiessen von 1900 bis 1919Diesen interessanten Text zur Geschichte des Knabenschiessens, verfasst von Herrn Ehrenobmann Rolf Siegenthaler, konnten wir der Pressemitteilung vom 10. September 2005 entnehmen. Die Jahre bis zum ersten Weltkrieg, die sogenannte «gute, alte Zeit» ergaben für das Knabenschiessen keine weiteren Schwierigkeiten, wenn man von einigen Diskussionen über die Anschlagsart der Gewehre und die Schussdistanz absieht. Ab 1904 wurde aufgelegt geschossen und einer Forderung des Stadtrats nach Verkürzung der Schussdistanz auf 150m wurde nicht Folge geleistet. Das Jahr 1910 ist insofern erwähnenswert, als damals gleich drei Knaben das Maximum von 35 Punkten erzielten. Einer davon war der wohlbekannte spätere «Stapi» Emil Landolt. Im Ausstich setzte er sich durch und wurde stolzer Schützenkönig. Im Alter von 18 Jahren wurde er in die Schützen-Gesellschaft der Stadt Zürich aufgenommen und blieb ihr während 82 Jahren treu, bis er 1996 in seinem hundertsten Altersjahr starb. Schon sein Vater war ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft und diente ihr viele Jahre im Vorstand und so war es nichts als normal, dass ihm sein Sohn Emil auch in dieser Beziehung nicht nachstand. Bei dieser Gelegenheit ist übrigens erwähnenswert, dass bis zum Jahr 1907 die städtischen Trams nur bis zur Sihlbrücke verkehrten. Von dort bis zum Schiesstand galt es noch eine Strecke von 2 km mit einer respektablen Höhendifferenz zurückzulegen und dies mit dem ganzen Ausrüstungskrempel, der bei den Schützen schon damals recht umfangreich war. Für die reicheren Leute gab es einen Pferde-Droschken-Dienst, die weniger Bemittelten gingen auf Schusters Rappen. 1907, anlässlich des eidgenössischen Schützenfestes, haben die Stadtschützen dann beschlossen, das Tram bis hinauf ins Albisgütli zu verlängern und dies auf eigenes Risiko und Kosten. Die Stadt war nämlich nicht bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Da die Sihlbrücke damals noch kein Gleis aufwies, mussten die Passagiere umsteigen und auf den Stadtschützen-Trams ein neues Billet lösen. Dies hat viele Zürcher derart verärgert, dass sie weiterhin zu Fuss ins Albisgütli pilgerten. Zu dieser Spezies gehörte nach der Überlieferung auch Vater Landolt, obschon er dem Verwaltungsrat der Gesellschaft angehörte. Er ging scheinbar sogar so weit, dass er auch anlässlich der General-Versammlungen, zu der die Aktionäre gratis transportiert wurden, auf diese Vergünstigung verzichtete. Das waren noch Zeiten! Erst 1926 wurde übrigens die Linie Binz-Albisgütli ins städtische Tramnetz eingegliedert. Wegen der Generalmobilmachung fiel 1914 das Knabenschiessen aus und weil für das Schiessen ausserhalb der Armee keine Munition zur Verfügung gestellt wurde, fand auch in den folgenden Jahren kein Knabenschiessen statt. Nach Ende des Ersten Weltkriegs am 11. November 1918 begann eine schwierige Zeit mit heftigen politischen Auseinandersetzungen, die im Herbst 1919 im Generalstreik gipfelten. In Zürich marschierten Ordnungstruppen auf und die Grippeepidemie wütete hauptsächlich in den Städten. Sie forderte bei der Zivilbevölkerung und der Truppe zahlreiche Todesopfer. Die Nachwehen der Auseinandersetzungen zwischen den Linken und den Bürgerlichen vergifteten das politische Klima bis 1936 sehr stark. Das Misstrauen war so gross, dass der links dominierte Zürcher Stadtrat vom Knabenschiessen nichts mehr wissen und auf die Durchführung schlicht und einfach verzichten wollte. Quellenangabe für den gesamten Text: Medienmitteilung vom 10. September 2005
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Das Knabenschiessen von 1920 bis 1929Diesen interessanten Text zur Geschichte des Knabenschiessens, verfasst von Herrn Ehrenobmann Rolf Siegenthaler, konnten wir der Pressemitteilung vom 10. September 2005 entnehmen. Die Stadtschützen liessen sich allerdings durch diese Absichten des Stadtrats nicht verdriessen und ergriffen 1920 die Initiative. Der Stadtrat konnte dies nicht verhindern, weigerte sich aber, den Knabenschiessen-Montag als schulfrei zu erklären. Erst eine Eingabe des Zentralkomitees der Zünfte Zürichs brachte den Stadtrat zur Einsicht, auf diesen Beschluss zurückzukommen und ab 1921 hatte das Knabenschiessen wieder seinen schulfreien Montag. Hingegen wurde die Kostenbeteiligung, wie sie bis 1913 unbestritten war, von der Stadt nicht mehr gewährt. Damit war das Knabenschiessen endgültig ausschliesslich ein Anlass der Schützen-Gesellschaft der Stadt Zürich, organisiert und durchgeführt als grosses Zürcher Volksfest und als traditionelle, sportliche Herausforderung für die Zürcher Knaben. Die alljährliche Kürung des Schützenkönigs im stets spannenden Ausstich am Montagmorgen um punkt 11.00 Uhr hat seine Ausstrahlung weit über die Grenzen Zürichs hinaus. Die politischen Anfeindungen, denen das Knabenschiessen ausgesetzt war, gingen aber weiter und es brauchte die zunehmende Bedrohung durch den Nationalsozialismus aus Deutschland, um den Sozialdemokraten klarzumachen, dass das Knabenschiessen auch eine eminent wehrtechnische und vaterländische Bedeutung hat. Von da an blieben politische Anfeindungen während ziemlich genau 50 Jahren aus. Erst die politische Wende von 1986 mit der Ideologisierung der Exponenten der sozialdemokratischen Partei brachte wieder die alten Grabenkämpfe. Diese gipfelten in einer Motion der sozialdemokratischen Präsidentin des Zürcher Gemeinderates, Vreni Hubmann, die vom Stadtrat schlicht das Verbot des Knabenschiessens forderte. Dies ging nun allerdings auch einigen Sozialdemokraten von altem Schrot und Korn eindeutig zu weit und die Motion wurde im Rat, wenn auch nur knapp, abgelehnt. Amüsant an dieser Geschichte ist, dass besagte Vreni Hubmann zwei Jahre später in den Zürcher Stadtrat gewählt werden wollte. Dieses Vorhaben scheiterte glücklicherweise sehr deutlich und seither haben auch verbissene linke Sektierer gemerkt, dass man sich am Zürcher Knabenschiessen mit politischen Experimenten bestenfalls die Finger verbrennen kann. In der Zwischenkriegszeit ist erwähnenswert, dass von 1921 bis 1925 die Stadt Zürich den Organisatoren 150 Gewehre älterer Modelle zur Verfügung stellte. Vermutlich handelte es sich um Langgewehre Modell 1889. Diese seien teilweise in so schlechtem Zustand gewesen, dass man sie nicht verwenden konnte. Deshalb war es ganz besonders erfreulich, dass im Jahr 1926 die Zürcher Zünfte und einige andere Gönner der Schützengesellschaft für das Knabenschiessen 120 Kadettengewehre Modell 1897 zum Geschenk machten. Mit diesen Gewehren, die wegen des Rückschlags eine leicht schwächer geladene Patrone Modell 1890/93 verschossen, wurde bis im Jahr 1935 geschossen. Die letzten 80 dieser Kadettengewehre wurden anlässlich des Umbaus des Restaurants im Zürcher Zeughaus aufgefrischt und sind in der Schloss-Taverne an der Südwand als eindrückliche Dekoration ausgestellt. In den Jahren 1924 und 1926 brachte der Zürcher Otto Horber das Kunststück zuwege, zwei Mal die Würde eines Zürcher Schützenkönigs am Knabenschiessen zu erringen. Später hat er diesen beiden Erfolgen viele andere Schützenkönigs-Titel folgen lassen, sei es an kantonalen, nationalen, internationalen und olympischen Wettkämpfen. Er blieb übrigens bis heute der einzige mit diesem Exploit. Quellenangabe für den gesamten Text: Medienmitteilung vom 10. September 2005
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Das Knabenschiessen von 1930 bis 1939Diesen interessanten Text zur Geschichte des Knabenschiessens, verfasst von Herrn Ehrenobmann Rolf Siegenthaler, konnten wir der Pressemitteilung vom 10. September 2005 entnehmen. Im Jahr 1936 sind den Organisatoren anstelle der Kadettengewehre Ordonnanzwaffen Modell 1889/96 zur Verfügung gestellt worden, mit denen eine verbesserte Ordonnanz-Munition Modell 1890/1903 verschossen wurde. Dieser Wechsel bewirkte eine erhebliche Verbesserung der Resultate um durchschnittlich 1.7 Punkte. Dem wurde durch die Erhöhung der Punktzahl für die Gabenberechtigung um 2 Punkte Rechnung getragen. Dieses Gewehrmodell blieb fortan bis 1962 im Einsatz. 1936 war übrigens das einzige Jahr, in dem das Knabenschiessen nicht traditionell am Wochenende vor dem Bettag, sondern erst drei Wochen später durchgeführt werden musste. Zwar wurde im Bericht nicht erwähnt, welches die Gründe für diese Verschiebung waren, der Chronist bemerkte bloss ganz lakonisch, deren Behebung habe nicht im Bereich der Stadtschützen gelegen. Für das Knabenschiessen 1938 ist als ausserordentliches Ereignis festgehalten, dass der gesamte Stadtrat von Zürich in corpore am Ehrenbankett teilgenommen hat. Der Ausbruch des zweiten Weltkriegs mit der Generalmobilmachung der Armee am 1./2. September 1939 bedeutete für das Zürcher Knabenschiessen eine erneute, schwere Zäsur, denn 1939 und 1940 konnte es wegen der allgemeinen Kriegsmobilmachung nicht durchgeführt werden. Zum Anlass des Jubiläums 1941 (Zürich 650 Jahre im Bund der Eidgenossen) beschlossen die Stadtschützen, am erstmals seit 1938 wieder durchgeführten Knabenschiessen 1500 Knaben aus der ganzen Schweiz für zwei Tage nach Zürich einzuladen. Die Gäste wurden zum Übernachten Zürcher Familien zugewiesen und mussten nur für die Anreise selber aufkommen, der ganze übrige Aufwand wurde von der Bevölkerung und von der Knabenschiessen- Organisation übernommen. Diese Idee fand die volle Unterstützung der Behörden, die bei der Organisation der Unterkünfte tatkräftig mithelfen. Insgesamt haben am Jubiläums-Knabenschiessen 3874 Knaben aus der Stadt, 431 aus dem Kanton Zürich und 932 aus den übrigen Kantonen der Schweiz teilgenommen. Der Höhepunkt war der Besuch von General Guisan, der den ganzen Montag am Knabenschiessen verbrachte und auf der Schützenwiese auch zu den anwesenden Knaben und Zuschauern gesprochen hat. Von da an hat übrigens General Guisan bis kurz vor seinem Tod an keinem Knabenschiessen gefehlt. Für ihn hatte dieser Anlass eine ganz besondere symbolische und militärische Bedeutung. Quellenangabe für den gesamten Text: Medienmitteilung vom 10. September 2005
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Das Knabenschiessen von 1940 bis 1949Diesen interessanten Text zur Geschichte des Knabenschiessens, verfasst von Herrn Ehrenobmann Rolf Siegenthaler, konnten wir der Pressemitteilung vom 10. September 2005 entnehmen. Als 1945 Ehrenobmann Dr. Karl Gessner starb, hat der damalige Obmann Hans Meyer in seinem Nachruf unter anderem auch den harten Kampf des Verstorbenen für das Knabenschiessen beschrieben. Aus diesem Nachruf seien einige Sätze zitiert: «Von jenem Kampfe aber, der überzeugungstreu und zäh in den Jahren 1932-1935 um unser geliebtes Knabenschiessen durch Obmann Gessner geführt wurde, wissen die wenigsten etwas. Er wollte nicht, dass man davon sprach. Wir wissen nur, dass unser Knabenschiessen von einer gewissen Richtung jahrelang bekämpft worden ist ........» Hier zitierte Obmann Hans Meyer aus einem Brief, den Karl Gessner an den damaligen Stadtrat und Schulvorstand Briner etwa 1934 gerichtet haben mochte: «Bei nochmaliger gewissenhafter Prüfung habe ich nun gesehen, dass der Vorwurf, es werde mancherorts den jungen Menschen Hass gegen andere eingeimpft, vielleicht als zu allgemein gehalten empfunden werden konnte. Es fiel mir aber niemals ein, die Schule als solche und ihre Behörden anzugreifen, und wenn meine Worte trotzdem so aufgefasst wurden, so stehe ich keinen Moment an, das aufrichtig zu bedauern. Und wie kam ich nun überhaupt zu diesen Worten? Sehr geehrter Herr Stadtrat, wenn Sie meine Reden, die ich seit sechs Jahren jeweils am Knabenschiessen hielt, eine nach der anderen durchsehen würden, so würden Sie sehen, dass ich immer und immer wieder meinem tiefgefühlten Schmerz Ausdruck verlieh über die Zerrissenheit unseres Volkes. Können wir es uns denn angesichts des immer weiter um sich greifenden Elends wirklich leisten, uns gegenseitig zu bekämpfen und zu verlästern, statt dass wir uns zu verstehen suchen und gemeinsam den Kampf gegen die Gefahren der Zeit aufzunehmen zum Heil unseres Volkes und unserer Heimat? Sehr geehrter Herr Stadtrat, wir feiern das Knabenschiessen seit jeher als ein allgemeines Jugendfest, und wir freuen uns über gar nichts mehr, als über das, dass wir vielen Proletarierkindern einen Festtag bereiten können. Warum müssen wir immer wieder von links her eine unverständliche Ablehnung unserer gutgemeinten Bestrebungen erleben, die sich da und dort auch schon zu gehässigen Anfeindungen gesteigert hat? Und sollte ich wirklich falsch berichtet sein, dass auch einzelne Lehrer sich schon verleiten liessen, in dieser Richtung zu weit zu gehen? Ebenso tief schmerzt es mich, dass auf allen möglichen Gebieten des Lebens, des Sports, des Bildungswesens usw. die Arbeiterjugend abgesondert und damit eine Kluft geschaffen wird, die sonst gar nicht vorhanden wäre. Alles das ist meiner innersten Überzeugung nach unheilvoll und bringt uns dem Abgrund nur immer näher.» Und weiter Obmann Meyer: «Es sind dies Worte, die heute oder morgen schon wieder Gültigkeit haben könnten." Wie recht er doch hatte! Quellenangabe für den gesamten Text: Medienmitteilung vom 10. September 2005
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Das Knabenschiessen von 1950 bis 1959Diesen interessanten Text zur Geschichte des Knabenschiessens, verfasst von Herrn Ehrenobmann Rolf Siegenthaler, konnten wir der Pressemitteilung vom 10. September 2005 entnehmen. Zum Knabenschiessen 1951 hat der Verfasser des berühmten Volksliedes «Chumm Bueb und lueg dis Ländli a», Ernst Zahn, mittlerweile zum Dr. Honoris causa promoviert, dem besten Schützen des Knabenchors ein Buch geschenkt. Auf der Innenseite hat er dem Gewinner folgendes Gedicht gewidmet:
Steh fest, mein Bub! & ruh dein Fuss auf urgefügtem Heimatgrund, Da ragt man
wie ein alter Turm. Tobt um ihn Wetter, Krieg und Brand,
Und mutig Bub, schau wegvoran! Ob auch die Zukunft dunkel droht, zieh nur
hinaus!
Ein jeder trägt in sich die Kraft, zu bleiben seines Heim'tums wert, Ernst Zahn Bei dieser Gelegenheit lohnt sich eine kurze Rückschau. Nachdem die Stadtschützen 1899 die Tradition der Durchführung des jährlichen Knabenschiessens, nach einem Unterbruch von sechs Jahren wieder aufgenommen hatten, schenkte schon 1901 der Dichter Ernst Zahn den Zürcher Knaben das Schützenlied «juchhe i bin en Schwizer Schütz», das von Gottfried Angerer vertont wurde und unter der Leitung des Komponisten am Knabenschiessen vom 26. August 1901 vom Knabenchor erstmals vorgetragen wurde. 1902 folgte dann der zweite Streich und der hat noch viel gewaltiger eingeschlagen. In der Tat war das Lied «Chumm Bueb und lueg dis Ländli a» während Jahrzehnten das beliebteste Lied des Knabenchors und durfte an keinem Knabenschiessen fehlen. Es dauerte mehr als siebzig Jahre, bis sich bei der Rekrutierung der Knaben für den Knabenchor Schwierigkeiten einstellten. Zuerst behalf man sich dadurch, dass Mädchen zur Mitwirkung gewonnen werden konnten. Dies trug uns manche böse Bemerkung ein, für die Auffüllung des Knabenchors seien die Mädchen gut genug, schiessen lassen wolle man sie trotzdem nicht. Vor einigen Jahren war es aber dann endgültig aus mit dem gemischten «Knabenchor», denn es war niemand mehr bereit, den Chor zusammenzutrommeln, die Lieder einzuüben und den Chor am Knabenschiessen-Bankett zu leiten. Tempora mutantur (Anm Lateinisch: Die Zeiten ändern sich).... Das Knabenschiessen 1956 brachte eine starke Zunahme der Anmeldungen, sodass erstmals das Schiessen schon am Samstagmorgen begonnen werden musste. Es beteiligten sich 7'743 Knaben. Der absolute Beteiligungsrekord wurde 1959 mit 8759 Teilnehmern erreicht. Für uns heutige Stadtschützen sind dies erstaunliche Zahlen, wenn man berücksichtigt, dass damals nur die direkt an die Stadt grenzenden Gemeinden einbezogen waren. Heute erreichen wir nur noch knapp 5'000 Teilnehmer, obschon die Teilnahme-Berechtigung mittlerweile schrittweise auch auf die Mädchen, zusätzlich zu den 13- bis 16-jährigen auch auf den Jahrgang der 17-jährigen und auf den ganzen Kanton Zürich ausgedehnt wurde. Das Knabenschiessen 1958 wurde durch eine besondere Gästegruppe beehrt, die bisher an diesem Anlass noch nie in Erscheinung getreten ist. Es handelt sich um echt blaublütige, gekrönte Häupter. Das Königspaar Paul 1. und Frederieke von Griechenland war begleitet von ihrem Sohn Kronprinz Konstantin, der sich mit einem eher bescheidenen Resultat als Schütze in Szene setzte. Daneben zierte das regierende Fürstenpaar Liechtensteins den Ehrentisch und die im «Stadtschütz» publizierte Foto lässt den Schluss zu, dass die Gäste sich wohl fühlten und den Anlass sichtlich genossen. Quellenangabe für den gesamten Text: Medienmitteilung vom 10. September 2005
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Das Knabenschiessen von 1960 bis 1969Diesen interessanten Text zur Geschichte des Knabenschiessens, verfasst von Herrn Ehrenobmann Rolf Siegenthaler, konnten wir der Pressemitteilung vom 10. September 2005 entnehmen. Wegen des Abbruchs und Neubaus des Schiessstandes wurde das Knabenschiessen 1962 im Feldstand durchgeführt, wobei eine provisorische Überdachung erstellt werden musste. Das Knabenschiessen 1962 war übrigens das erste und bisher letzte, an dem Krawallbrüder in Erscheinung traten. Am Samstagabend und in der Nacht bis um 04.30 Uhr kam es immer wieder zu kleineren und grösseren Scharmützeln zwischen etwa 60 sogenannten Rockern und der Polizei. Ein Polizist und vier Zivilisten wurden leicht verletzt, darunter eine 45 jährige Frau. Alle konnten nach ambulanter Behandlung wieder nach Hause entlassen werden. Die Polizei hat mehrere Radaubrüder festgenommen, um die Personalien festzustellen. Die meisten kamen von auswärts, hauptsächlich aus Solothurn und Basel. Am Sonntagvormittag krawallierten sie in der Stadt unten, legten sich auf Tramschienen und begingen Sachbeschädigungen, worauf sie sich am Nachmittag verzogen. Nach Vermutung der Polizei begaben sie sich wieder ins Albisgütli, wo sie aber nicht mehr unliebsam in Erscheinung traten. Das Knabenschiessen 1963 brachte wieder internationalen Besuch. Der Lord Mayor von London mit Gemahlin waren begleitet von 12 Londoner Buben, die auch am Schiessen teilnahmen. Dazu kam als grosse Neuerung der erstmalige Einsatz des neuen Armeesturmgewehrs 57, das wegen des geringen Rückschlags für die zum Teil doch noch recht schmächtigen 13-jährigen ein viel angenehmeres Schiessen ohne blaue Flecken an der Schulter ermöglichte. Guy Garfitt, ein Londoner Bub, meinte, das Schiessen mit dem Schweizer Sturmgewehr sei viel einfacher, als mit den englischen Gewehren, da es eine Mittelstütze aufweise, hingegen sei es sehr schwierig, damit zu zielen. Zudem sei man in einem Schützenhaus, was das Problem mit Wind und Regen ideal löse. Man müsse sich nicht darum kümmern, dass die Munition trocken bleibe! (Ob die Engländer damals wohl noch mit Schwarzpulver schossen?) Er wies auch darauf hin, dass die englischen Polizisten staunten, wie gross die Distanz zu den Scheiben sei und schlussendlich fand er, die Art der Engländer, die Schusswertung zu zeigen, sei viel besser, als die der Schweizer. Der erstmalige Einsatz der neuen Waffe hatte eine ungeahnte Steigerung der Resultate zur Folge. Die Zahl der Gabengewinner verdoppelte sich und zum Schützenkönigsausstich mussten gleich vier Knaben antreten, die das Maximumresultat von 35 Trefferpunkten ereicht hatten. Die berühmten Globuskrawalle des Jahres 1968 griffen zum Glück nicht auf das Knabenschiessen im Albisgütli über. Quellenangabe für den gesamten Text: Medienmitteilung vom 10. September 2005
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Das Knabenschiessen von 1970 bis 1989Diesen interessanten Text zur Geschichte des Knabenschiessens, verfasst von Herrn Ehrenobmann Rolf Siegenthaler, konnten wir der Pressemitteilung vom 10. September 2005 entnehmen. 1971 wurde der gehörlose Peter Wyss zum Schützenkönig erkoren. In den Achtziger Jahren haben sich einige bewährte Neuerungen am Knabenschiessen eingebürgert. Einerseits werden jedes Jahr 20 bis 30 Jugendliche aus einem anderen Kanton oder sogar aus dem Ausland ans Knabenschiessen eingeladen. Für diese ist es eine unvergessliche Erinnerung und für Zürich ist es eine Möglichkeit, unseren lieben Miteidgenossen zu zeigen, dass in Zürich nicht nur die bösartigen Gnome aus der Bahnhofstrasse hausen. Unter anderen waren bei einer solchen Gelegenheit die Wiener Sängerknaben beteiligt, die allerdings erheblich besser singen als schiessen können. Dann waren auch einmal Knaben aus Hannover bei uns zu Gast, und mehrmals haben wir auch Welsche, Tessiner und romanische Kinder bei uns empfangen. Eine weitere, heute nicht mehr wegzudenkende Neuerung war die Einführung des Klassenwettkampfs, der sich wegen der attraktiven Preise einer ganz besonderen Beliebtheit erfreut. 1986 hat erstmals ein Bundesrat am Knabenschiessen-Bankett teilgenommen. Es war der damalige Chef des eidgenössischen Militärdepartements, Bundesrat Jean Pascal Delamuraz, der bei dieser Gelegenheit eine vielbeachtete Ansprache gehalten hat. Quellenangabe für den gesamten Text: Medienmitteilung vom 10. September 2005
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Das Knabenschiessen von 1990 bis 1999Diesen interessanten Text zur Geschichte des Knabenschiessens, verfasst von Herrn Ehrenobmann Rolf Siegenthaler, konnten wir der Pressemitteilung vom 10. September 2005 entnehmen. Aus Anlass des Jubiläums 700 Jahre Eidgenossenschaft hat das OK beschlossen, wie 1941 die Zulassung zum Knabenschiessen 1991 auf den ganzen Kanton Zürich auszuweiten und zusätzlich noch 1'000 Jugendliche aus allen anderen Kantonen einzuladen. Die ursprüngliche Absicht, wie 1941 die ausserkantonalen Gäste in Zürcher Familien unterzubringen, liess sich nicht realisieren. Einerseits war niemand bereit, uns bei dem grossen administrativen Aufwand, den diese Aufgabe verursachte, zu unterstützen. Anderseits war es eben nicht mehr so wie früher, dass die ganze Bevölkerung sich von einer solchen Idee begeistern liess. Auch wenn das Fest für die von auswärts angereisten Teilnehmer nur einen Tag dauerte, war es doch für alle ein unvergessliches Erlebnis. Das Gedränge war zeitweise derart gross, dass Leute zum Teil die Nerven verloren. Es kamen aber alle zum Schuss und freuten sich ob der schönen Gaben. Für das Jubiläum hat der Vorstand zudem beschlossen, auch die Mädchen schiessen zu lassen. Zwar gab es gewisse Widerstände, die aber nicht von Bedeutung waren. Einige Gabenspender haben nichts mehr gespendet und einige Mitarbeiter haben nicht mehr mitgemacht. Der Erfolg war aber mit der Teilnahme von über tausend Mädchen überwältigend und so dachte im folgenden Jahr kein vernünftiger Mensch daran, die Mädchen wieder auszuschliessen. So wird es wohl auch künftig bleiben und der Anlass hat dadurch an Attraktivität gewonnen. Wegen der grossen Teilnahme am Jubiläumsanlass musste das OK neue Finanzquellen erschliessen. Einerseits geschah dies durch den Verkauf eines Knabenschiessen-Pins, anderseits durch die Durchführung einer Tombola. Beides war ein grosser Erfolg und als weitere Einnahmequelle wurde mit der Zürcher Kantonalbank ein Sponsoring-Vertrag abgeschlossen. Diese Unterstützung durch die Kantonalbank ist besonders wertvoll, weil in deren Filialen im ganzen Kanton auch die Voranmeldungen der Teilnehmer entgegengenommen werden. Seit dem Jubiläum 1991 wird übrigens am Knabenschiessen mit dem neuen Sturmgewehr 90 der Armee geschossen. Dieses Gewehr ist noch handlicher und leichter zu handhaben als das alte. Auch für die Mädchen ist es kein Problem, mit dieser Waffe zu schiessen. Die Resultate sind erneut gestiegen und auch die Mädchen halten in der Konkurrenz mit den Knaben in den vordersten Rängen wacker mit. Weil die Teilnehmerzahlen trotz der Beteiligung der Mädchen weiter abzunehmen drohte, hat man im letzten Jahr die Teilnahmeberechtigung ausgeweitet, sodass jetzt die 13- bis 17-jährigen Mädchen und Knaben aus dem ganzen Kanton Zürich teilnehmen dürfen. 1997 ist das unausweichliche, von vielen befürchtete, von den meisten aber erhoffte Ereignis eingetreten. Zürich hat seine erste Schützenkönigin. Die 15-jährige Rahel Goldschmid hat das Kunststück fertig gebracht, unter vier Teilnehmern mit dem Maximum von 35 Punkten am Ausstich das höchste Resultat zu erzielen. Das Medienecho war gewaltig und die Schützenkönigin hat sich als schlagfertige, gewandte und sympathische junge Dame profiliert. Die alte Bezeichnung «Zürcher Knabenschiessen» wird aber, trotz Teilnahme der Mädchen und Schützenkönigin auch in Zukunft nicht in «Jugendschiessen» geändert, obschon sogar die hohe Zürcher Regierung sich in dieser Richtung geräuspert hat. Für das Jubiläumsknabenschiessen 1998 wird der Chilbibetrieb ausnahmsweise schon am Freitag aufgenommen. Eine Einladung der Nachbarn zum Nachtessen in der Festhalle mit anschliessendem Feuerwerk, gestiftet durch die Schausteller, rundet das Freitagsprogramm ab. Dies ist der Dank der Gesellschaft für das Wohlwollen und die Nachsicht der Nachbarn gegenüber der jährlich wiederkehrenden, dreitägigen Lärmbelästigung. Quellenangabe für den gesamten Text: Medienmitteilung vom 10. September 2005
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Bildtext | Blick um das Jahr 1900 vom Uetliberg auf das Albisgüetli und den Schiessplatz. | ||
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Links zum Thema |
Zürcher Knabenschiessen, Zürich | ||
Schützengesellschaft der Stadt Zürich, Zürich (Veranstalter) | |||
Restaurant Schützenhaus Albisgüetli, Zürich | |||
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