Objekt
Adresse

Einstiger Friedhof "Judenfriedhof"
Wolfbachschulhaus

 
erbaut 1382
Fläche ? geschlossen um 1436
Quartier(e) Altstadt rechts der Limmat Stadtkreis 1 geräumt .
   
Abbildung
Bildtext Blick durch die Kirchgasse hinauf durchs Lindentor auf die Lage des ehemaligen Judenfriedhofes.
Bildquelle Ausschnitt aus der Radierung von Matthaeus Merian von 1638, nach dem Murerplan von Jos Murer gezeichnet.
   
Text
Der ehemalige Judenfriedhof am Wolfbach vor dem Lindentor

Einen garantierten ersten Nachweis von Juden in Zürich lässt sich auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts fixieren, genauer gesagt auf das Jahr 1273. Hier wird von einer Verpfändung eines Kelchs des Walther von Elgg an die Juden berichtet. Die erste Synagoge in Zürich befand sich an der heutigen Froschaugasse 4, damals noch besser als kleine Brunngasse bekannt. Die ansehnliche Anzahl jüdischer Mitbürger rechtfertige auch eine eigne Ruhestätte. Der wissentlich erste jüdische Friedhof befand sich vor dem Lindentor (Kirchgasse) am Wolfbach, dieses Gebiet lässt sich heute etwa zwischen Krautgartengasse und dem Schulhaus Wolfbach an der Kantonsschulstrasse 3 umschreiben. Die Stadt liess den Friedhof 1382 auf eigenem Grund erstellen.

In einem Brief des Konstanzer Bischofes an den Zürcher Magistraten lässt er diesen wissen, dass es ihnen freigestellt sei auch auswärtige Juden auf diesem Begräbnisplatz beerdigen zu lassen, der Rat hatte dies übrigens schon im Jahre 1381 erlassen. Erst anfangs des 15. Jahrhunderts um 1431 gab es eine Beschränkung für die Beerdigung von Auswärtigen. Fortan durften nebst den Städtischen nur noch Juden von Bremgarten, Meilingen und Rapperswil hier bestattet werden. Sollten jedoch Leichen aus anderen Orten nach Zürich zur Beerdigung gebracht worden sein, so konnten sie dennoch hier bestattet werden, sofern der Rat mit der angebotenen Geldsumme einverstanden gewesen war. Mit der Vertreibung der Juden aus der Stadt ging der Friedhof im Jahre 1436 ein. Andere Quellen berichten, dass der Friedhof bereits 1424 eingegangen sein, jedoch aus selbigem Grund.

Johann Caspar Ulrichs, einstiger Pfarrer zum Frauen-Münster schrieb 1767 in seiner Sammlung jüdischer Geschichten zum ehemaligen jüdischen Friedhof am Wolfbach unter anderem: "Es scheint auch, ihr vormaliger durchs Wasser ruinierte Friedhof sey an gleichem Ort gestanden, weil bei selbiger Gegend  der Wolfbach durchfliesset, der in der That ein Wolf ist, und schon oeftere Ueberschwemmungen und Schaden verursacht hat."

 

       
Abbildung
Bildtext Ungefähr so dürfte das Judengässli vor dem Bau der Schanzen verlaufen sein.
Bildquelle Ausschnitt Stadtplan Zürich um 1900 - zu Verfügung gestellt von Stadt Zürich
   
Text
Der ehemalige Judenfriedhof wurde früher nahe des Rennweges vermutet

Verschiedene Quellen vermuteten früher die Lage des ehemaligen jüdischen Friedhofs noch nahe des ehemaligen Rennwegtores. Dies, weil in der Nähe um 1816 alte jüdische Grabsteine gefunden worden sind. Vermutlich wurden sie aber gebraucht um die alte Ringmauer auszubessern, wie dies auch in Basel seinerzeit gehandhabt worden ist. Salomon Vögelin schrieb dazu 1829 in seinem Buch "Das alte Zürich, historisch-topographisch dargestellt - oder eine Wanderung durch dasselbe im Jahr 1504":

"Die irrige Meinung, welche Wagner (in seinem Mercurius Helveticus) und auch Bluntschli (in seinen Memorab.Tig. S. 224) noch vorträgt, daß der Juden Friedhof oder Begräbnißplatz an der Ringmauer der kleinen Stadt, hinter den Häusern am Rennweg gewesen, widerlegt schon Ulrich in seiner Sammlung jüdischer Geschichten, (4. Zürich, 1768) und zeigt aus Urkunden den eigentlichen Ort, wo sich derselbe befand, nämlich eben vor dem Lindenthor, da wo es jetzo „auf dem Wolfbach" heißt. Von hier führte eine enge Straße nach dem Zeltweg, an welcher der jüdische Friedhof lag, und die daher den Namen „Judengäßlein" führte , der sich auch noch in den ältern Planen und Grund rissen findet.

Dieser alte Begräbnißplatz nebst dem benannten Gäßlein ist aber in die Fortifikationslinie gefallen, und darum nicht mehr sichtbar. Die frühere irrige Meinung entsprang daher, weil auf dem Gange längs der Ringmauer der kleinen Stadt vom neuen Thurm bis zum Rennwegthor, unbekannt seit wann, alte jüdische Grabsteine sich befanden, und man aus dieser Ursache den ehemaligen jüdischen Todtenacker in dieser Gegend suchen zu müssen glaubte. Sie wurden aber höchst wahrscheinlich nur darum hieher gebracht, um einst (wie in Basel auch geschah) zur Ausbesserung der Ringmauer gebraucht zu werden.

Diese Grabsteine, deren der berühmte Heinrich Hartinger im Jahr 1665 vier und zwanzig zählte, und von welchen Ulrich (in seinem schon erwähnten Buche) sechs Aufschriften entzifferte, lagen bis auf die neuesten Zeiten dort, kamen im Jahr 1816, als der Thurm unten an der
Kuttelgasse geschleift wurde, wiederum zum Vorschein, und es wurden die wohl erhaltensten unter ihnen unter die neu erbaute Augustinerbrücke versetzt, um hier als Landfeste gegen den Andrang des Wassers im Fröschengraben zu dienen - als Alterthümer wohl eines bessern Platzes würdig! Die strenge und bleibende Verweisung der Juden aus unsrer Stadt und ihrem ganzen Gebiete erfolgte eigentlich erst im Jahr 1634, den Anlaß eines den Stifter des Christenthums lästernden Juden, welcher deßwegen in hier war hingerichtet worden."

 

       
Text
Kunsthauserweiterung 2015/16 - Wertvolle Funde im «Judengässli»

Die archäologischen Grabungen auf dem Areal für den Erweiterungsbau Kunsthaus Zürich wurden im Herbst 2016 abgeschlossen. Sie waren in jeder Hinsicht aussergewöhnlich. Mit Funden von der Eiszeit bis zu den barocken Schanzen der Neuzeit hat sich ein grosses Stück Stadtgeschichte erschlossen. Der vermutete Friedhof der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde Zürichs hingegen kam nicht zum Vorschein.

Nach fast einem Jahr Grabungszeit wurden die umfangreichen archäologischen Arbeiten auf dem Areal für den Erweiterungsbau Kunsthaus Zürich vor kurzem abgeschlossen. Aufgrund von historischen Plänen war man bereits vor Grabungsbeginn davon ausgegangen, dass auf dem Gelände bedeutende Entdeckungen zur Geschichte der Stadt Zürich zu erwarten waren. Die Untersuchungen der städtischen Archäologie reichten bis in eine Tiefe von rund 10 Metern, wo sich diese Annahmen bestätigten und beachtliche, aber auch überraschende Funde gemacht werden konnten. Diese wurden sorgfältig dokumentiert und werden nun weiter untersucht. Anzeichen für den in diesem Gebiet vermuteten Friedhof der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde wurden keine gefunden.

Quelle: Stadt Zürich, Hochbaudepartement, Archäologie & Denkmalpflege

 

       
Abbildung
Bildtext Die vermutete Lage des ehemaligen jüdischen Friedhofes am Wolfbach, auf dem Plan von 1640.
Der mittelalterliche jüdische Friedhof in Zürich wird 1381 erstmals schriftlich erwähnt. Aus historischen Beschreibungen und Plänen lässt sich ein relativ eng umrissenes Gebiet benennen, in dem sich der jüdische Friedhof befunden haben muss. Es liegt zwischen dem Wolfbach im Süden und dem «Judengässli» im Norden und ist auf nebenstehendem historischen Plan von 1640 grün eingefärbt.
Bildquelle Stadt Zürich, Hochbaudepartement, Baugeschichtliches Archiv
   
Abbildung
Bildtext Bildlegende: Baugrube (gelb), Schanzenmauer (grau), potentielle Friedhofsfläche (grün).

Die Baugrube der Kunsthauserweiterung liegt mitten in der potentiellen Friedhofsfläche. Heute kann gesagt werden, dass auf den östlichen zwei Dritteln der untersuchten Fläche der Friedhof nicht mehr vorhanden sein kann, weil hier im 17. Jahrhundert der Graben der barocken Stadtbefestigung derart tief ins Gelände eingriff, dass allfällige Gräber damals beseitigt worden wären. Das restliche Drittel der Baugrube lag geschützt unter den Wällen der Befestigung. An dieser Stelle kamen keine Gräber zum Vorschein. Der Friedhof befand sich nicht an dieser Stelle.
Bildquelle Stadt Zürich, Hochbaudepartement, Amt für Städtebau (AfS) und Archäologie & Denkmalpflege
   
Links zum
Thema
Bestattungs- und Friedhofamt der Stadt Zürich, Zürich
Das ehemaligen Judengässli am Wolfbach
Wir übernehmen keine Haftung für die Inhalte auf den angegebenen Webseiten

marmor_quader.GIF (316 Byte) Zum Inhalt