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Das Fraumünsterquartier
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Im
Fraumünsterquartier wird Geschichte ausgegraben
25. Juli 2013
Im Fraumünsterquartier begleitet die Stadtarchäologie Zürich
Werkleitungssanierungen. Dabei stösst sie auf Funde, die Geschichte haben
und Geschichte schreiben. Die Bauarbeiten und die archäologischen
Untersuchungen werden intensiv voran getrieben. Die Grabungen dauern
voraussichtlich bis Ende November. Die Ausgräberinnen und Ausgräber stossen
immer wieder auf Mauern, Feuerstellen, Gräben und Funde des
mittelalterlichen Kratzquartiers.
Seit Januar legen Mitarbeitende der Stadtarchäologie im Rahmen von
Werkleitungssanierungen des Tiefbauamts im ganzen Fraumünsterquartier
Hinterlassenschaften der Geschichte Zürichs frei. Bereits kamen zahlreiche
interessante Funde und Befunde zum Vorschein. Die untersuchte Zeitspanne
reicht von der Frühgeschichte bis in die unmittelbare Geschichte des 19.
Jahrhunderts, als der mittelalterliche Baubestand vollständig abgebrochen
wurde, um dem modernen Fraumünsterquartier Platz zu machen.
Das heutige Fraumünsterquartier liegt auf einem nacheiszeitlichen Sihldelta
und war bis ins Frühmittelalter (ca. 500–1000 n. Chr.) vom See geprägt. Die
erste Nutzung des Gebiets – um ca. 600–700 n. Chr. – fiel noch etwas
zögerlich aus und wurde von erneuten Wasserhochständen unterbrochen. Die
überraschend grosse Anzahl von Schlacke aus frühen Schichten weist auf ein
nahegelegenes, intensiv betriebenes Schmiedehandwerk hin. Diese
frühmittelalterliche Nutzung ist auch deshalb von besonderem Interesse, weil
sie im Bereich der späteren Fraumünsterabtei liegt. Das Frauenkloster ist
spätestens ab Mitte des 9. Jahrhunderts eine direkt dem König unterstellte
Abtei und spielte eine zentrale Rolle in Zürichs früher Stadtgeschichte.
Bereits im Hochmittelalter (ca. 1000–1250 n. Chr.) entsteht weiter südlich
Richtung See ein neuer Siedlungskern, der sogenannte Kratz. In den
vergangenen Wochen legte die Stadtarchäologie verschiedentlich Mauern von
mittelalterlichen Gebäuden frei. Die aufwändige Bauweise der repräsentativen
Bauten lässt auf eine durchaus wohlhabende Bewohnerschaft schliessen.
Dennoch ist das Handwerk allgegenwärtig. Durch seine spezifischen
Hinterlassenschaften lassen sich beispielsweise Werkstätten von
Rosenkranzherstellern, welche aus Knochen Perlen für Gebetsschnüre
herstellten, nachweisen.
An der Börsen- und Fraumünsterstrasse wurden die Überreste der Stadtmauer
aus dem 13. Jahrhundert freigelegt. Der Murerplan von 1576 zeigt die
Stadtmauer zinnenbekrönt und aus massiven Bossenquadern gefügt. In den
1540er-Jahren erweiterte die Stadt Zürich das Kratzquartier seewärts. Die
Bevölkerung wurde im Zuge dieser Arbeiten aufgefordert ihren Abfall vor der
alten Stadtmauer zu entsorgen, um die nötigen Aufschüttungsarbeiten zu
unterstützen. Der neu entstandene Platz wurde als Steinwerkplatz genutzt.
Das am Platz gelegene Werkmeisterhaus erhielt 1803 die neu geschaffene
Stadtgemeinde Zürich als Stadthaus zugesprochen. Davon ist heute nichts mehr
zu sehen. Gebäude wie die Nationalbank oder das Metropol stehen an ihrer
Stelle und widerspiegeln den Wandel des Quartiers.
Die Grabungen im Fraumünsterquartier dauern noch bis Ende November. Die
Stadtarchäologie begleitet die Werkleitungssanierungen weiterhin intensiv.
Ein Kurzfilm über das Quartier und die Ausgrabungen ist im archäologischen
Fenster des Parkhaus' Opéra zu sehen.
Quelle:
Medienmitteilung des Stadtrates von Zürich, 8. November 2007
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Wohl frühester «Stadtplan» von Zürich. Der
Holzdruck von Jos Murer stammt von 1576 und gibt eine detaillierte Ansicht
der frühneuzeitlichen Stadt Zürich wieder. Der Ausschnitt zeigt das
Kratzquartier, das zwischen Fraumünsterkirche und See liegt. |
Bildquelle |
Medienmitteilung der Stadtarchäologie Zürich /
Repro Baugeschichtliches Archiv Zürich |
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Eine historische Fotografie aus dem Archiv. Die
Aufnahme zeigt eine Häuserzeile im Kratzquartier, die 1884 für den Bau des
modernen Fraumünsterquartiers abgetragen wurde. Die Häuser stehen wiederum
über der älteren Stadtmauer des 13. Jahrhunderts und nehmen ungefähr deren
Verlauf auf. |
Bildquelle |
Medienmitteilung der Stadtarchäologie Zürich /
Baugeschichtliches Archiv Zürich |
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Blick in einen Leitungsgraben. Im momentan
offenliegenden Werkleitungsgraben an der Börsenstrasse zeigen sich die Reste
der monumentalen Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert (querverlaufende Mauer
im Vordergrund). Sie wurde im 16. Jahrhundert aufgrund einer
Stadterweiterung gegen den See hin aufgegeben. |
Bildquelle |
Medienmitteilung der Stadtarchäologie Zürich /
Stadtarchäologie Zürich, Philip Bond |
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Typische Hinterlassenschaften des
Paternosterhandwerks. Die Paternosterer beziehungsweise Rosenkranzhersteller
drehten aus Tierknochen Perlen und kleine Ringe für Gebetsschnüre. Das
Handwerk erhielt im 14. Jahrhundert Aufschwung. In mittelalterlichen
Abfallschichten am Limmatufer, in unmittelbarer Nähe zur Fraumünsterabtei,
finden sich zahlreiche solche Werkstattabfälle. |
Bildquelle |
Medienmitteilung der Stadtarchäologie Zürich /
Stadtarchäologie Zürich, Kathrin Schäppi |
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Links zum
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Weitere Informationen zum Kratzquartier und zu den Ausgrabungen |
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