Name |
Die Karl-Bürkli-Strasse |
benannt | 1930 | |
benannt nach |
Karl Bürkli
(1823-1901) Vorkämpfer des Sozialismus und Gründer des ehemaligen Konsumvereins Zürich, heutiger Coop. |
StrNr | 1069 | 376 |
Quelle | StRB | |||
Kreis | 4 | |||
K12 | ||||
Quartier(e) | Aussersihl | PLZ | 8004 | |
Beginn bei | Seebahnstrasse 185 | Quartier | Aussersihl | |
verläuft über | Quartier | |||
Ende bei | Erismannstrasse 61 | Quartier | Aussersihl | |
frühere Namen |
Jahr | |||
Zusatztext |
Karl Bürkli (1823-1901) - "Der Karli Bürkli ist gestorben", so lief es durch die ganze Stadt, gleich nachdem man die Kunde vom Hinschied des Hrn. Stadtrat Grob vernommen hatte. Der Landwehrhauptmann, der Sozialistenhäuptling Karl Bürkli. Der Mann mit der losen Zunge und dem gutmütig-spasshaften Wesen war in der Stadt und im ganzen Kanton herum eine zwar nicht überall angesehne, aber nirgends ganz unbeliebte Persönlichkeit. Im Jahr 1823 geboren, entstammte er einem vornehmen altzürcherischen Geschlechte. Sein Vater war der lebensfrohe, gebildete, aber wie erzählt wird, etwas ungestüme Oberst Johann Georg Bürkli im Tiefenhof. Dieser Tiefenhof, eine Art Landsitz mitten im Bereiche der Stadt, lag, von Gärten umfangen, da, wo jetzt noch die "zum Tiefenhof" genannten Häuser am Paradeplatze und die Paläste der Eidgenössischen Bank und der Kantonalbank sich erheben. In der Schule war er - immer nach seiner eigenen Aussage - ein wilder Bube, der sich auch nicht durch Lernbegierde auszeichnete, im Gegenteil, und immer die schlechtesten Zeugnisse nach Hause brachte. Dass mit dem Studieren bei ihm kein "Heu dürr werde", dass sah Karl so gut ein als sein Vater, der ihn daher zu dem seit Waldmanns Zeiten nobeln, aber strengen Handwerk der Weberei verurteilte. Er ging auf die Wanderschaft als Gerbergeselle. Einen fleissigen Arbeiter - er ist's immer der erzählt - hatten seine Meister an ihm nicht, sondern "einen f. H." (Anm. "faulen Hund"), und sie jagten ihn alle bald "z. T." (Anm. "zum Teufel"), was er, wie er meinte, an ihrem Platz auch gethan hätte. In Paris gefiel es ihm, und dort begann er mit Interesse sich wissenschaftlich auszubilden; aber es war ein planloses Studieren. Da geriet er in Studium der Nationalökonomie hinein, und bald wurde er mit den Ideen Fouriers über eine neue soziale Weltordnung bekannt, die sein ganzes Wesen erfüllten und in ihm die Zuversicht weckten, dass durch deren Verwirklichung die Menschheit unaussprechlich glücklich, die Erde zu einem Paradiese würde. Quelle: Zusammenfassung aus Zürcher Wochen-Chronik vom 2. November 1901
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Abbildung | ||||
Bildtext | Portrait von Karl Bürkli | |||
Bildquelle | Zürcher Wochen-Chronik von 1901 | |||
Zusatztext |
Der Konsumverein wird
gegründet In die Heimat zurückgekehrt, hiess es für ihn arbeiten, sich auf die eigenen Füsse stellen; allein da happerte es eben. Seine Gerberei ging nicht, sie ging umso weniger, als er mehr als an die Häute der geschundenen Tiere an das zukünftige Glück der "geschundenen Menschheit" dachte. Um etwas weniges in dieser Richtung zu thun, bis etwas grösseres möglich sein würde, gründete er mit dem damals gleichgesinnten Hrn. Treichler den Konsumverein, den ersten grossen Volkskramladen der Schweiz. Auf Anregungen, die um die Zeit des Staatsstreiches und der getäuschten Hoffnung, die alte Welt und ihre Ordnung auf den Kopf zu stellen, von Frankreich ausgingen, unternahm Karl Bürli mit Gleichgesinnten den Zug nach Texas, um dort einen sozialistischen Zukunftsstaat nach den Träumen auszurichten, die in seinem Kopf und in den Köpfen seiner Genossen in rosigem Lichte üppig blühten. Aber alles ging schief. Als alles sich zerschlagen hatte hatte, wandte sich der Karli nach andern Gebieten Amerikas, um für nochmaliges Beginnen festen Boden zu finden. Er fand ihn nicht und kehrte wiederum "heim, heim, heim". Da bethätigte er sich wieder im Konsumverein; als er aber sah, dass man auf guten Wegen war etwas aus demselben zu machen, was nicht in seinem Sinne lag, opponierte er nach seiner Art heftig und trat aus, oder wurde ausgetreten. Da begann er mit seinem Bruder Emil, der sich zu ihm schlug, eine Wirtschaft, die er aus "z'Leidwercherei" Konsum nannte, und verzog sich später nach des Bruders Tode an die Eselgasse. Dem Original, wie selten ein ausgeprägteres zu finden ist, dem Utopisten, dem seiner Ueberzeugung treuen Manne, werden wir Zürcher wohl alle bei seinem Hinschiede, jeder nach seinem Masse, etwelche Sympathie oder doch etwelches Interesse entgegenbringen, hat doch der Schreiber dieses kurzen Nachrufes einen auf der äussersten Rechten stehenden alten Mitbürger sagen hören: "Dass uns der ins radikale Lager hat drauslaufen müssen; an dem hätten wir Einen gehabt! Ganz bös können wir ihm nicht sein." - Und wohl auch sonst niemand! Quelle: Stark gekürzte Zusammenfassung aus Zürcher Wochen-Chronik vom 2. November 1901
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Zusatztext |
Die Karl-Bürkli-Strasse
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Abbildung | ||||
Bildtext |
Beim Eckhaus an der Seebahnstrasse 185 beginnt die kurze
Karl-Bürkli-Strasse. Aufnahme vom 3. Oktober 2008. |
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Bildquelle | Bildarchiv Dürst, Zürich | |||
Links zum Thema |
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