Planfeld

Die ehemalige Sihlhofstrasse

Die Strasse wird in älteren Plänen vor 1900 auch als Sihlhofgasse bezeichnet, noch früher bezeichnete man diese teils sehr engen Weg als "Am Sihlkanal". Die Sihlhofstrasse erstreckte sich entlang dem damaligen Sihlkanal zwischen Bahnhofstrasse 73 und der Steinmühlegasse bei der Synagoge.

Heute sieht man vom ehemaligen Verlauf des Sihlkanales keine Anzeichen mehr und die einstige Sihlhofstrasse bildet heute einen Teil der heutigen Uraniastrasse.

Eines unserer heutigen Bilder führt uns in ein kürzlich entstandenes Geschäftsviertel, das auf dem Areal der ehemaligen Seidenfärberei Koch sich ausdehnt. Die meisten unserer werten Leser werden sich noch jener alten Gebäulichkeiten erinnern, die jahrzehntelang auf dem Land zwischen der Hornergasse - Löwenstrasse - Gerbergasse und dem Sihlkanal beinahe unbenützt dastanden, bis ein Quartierplan mit Baulinien über die Gegend festgelegt war.

Den ganzen Komplex erwarb die Bau-Firma Fietz & Leuthold, die dann sukzessive zehn grosse moderne Geschäftshäuser darauf erstellte.

Nach dem Ankauf des Oetenbach-Areals durch die Stadt wurde der Ausbau der Sihlhofstrasse, der eine schon längst beschlossene Sache war, rasch an die Hand genommen. Nachdem die Gewerke am untern Sihlkanal eingegangen waren, handelte es sich nur noch darum, die Wasserkonzession der Steinmühle zurückzukaufen, um den Kanal ganz eingehen zu lassen.

Der Ablauf desselben geschieht nun, wie bekannt, in den Schanzengraben. Das Bett des Sihlkanals wurde nun ausgefüllt und als Strasse angelegt, die Sihlhofstrasse. Sie ist die Fortsetzung der neuen Urania-Strasse, die nach Durchbrechung des Walls zwischen Waisenhaus und Wollenhof vom obern Mühlesteg geradeaus an die Bahnhofstrasse führt und beim Geschäftshaus zur Werdmühle in dieselbe einmündet.

Vorläufig ist die Sihlhofstrasse von der Bahnhofstrasse an nur bis zur Steinmühlegasse durchgeführt; es fehlt noch das letzte Teilstück mit Ausmündung in die Sihlstrasse oben beim Thalacker. Zu diesem Zwecke muss nämlich ein Teil der Steinmühle, der in das Strassenareal hineinragt, abgebrochen werden; die Unterhandlungen hierüber mit dem Besitzer sind bereits im Gange. Ist erst die Strasse ganz ausgebaut, so ist sie die nächste und bequemste Verbindung des obern Teiles von Aussersihl mit dem untern Gebiete der Altstadt.

Die heutige Ansicht ist von der Bahnhofstrasse aufgenommen und zeigt uns im Vordergrunde den ganz im modernen Geschäftshaus-Stil erbauten Neu-Seidenhof. Im Hause daneben, ganz aus rotem Sandstein erstellt (an den Baselschen Ursprung des Besitzers erinnernd), ist die Buchdruckerei Amberger etabliert, die aus der alten David Bürklischen Offizin hervorgegangen ist.

Quelle: Zürcher Wochenchronik vom 2. Dezember 1905